Auf dem Weg zur Goldmedaille: Die deutschen Wasserballerinnen, hier im Gruppenspiel gegen die Türkei. Foto: Iris van den Broek / Rhine-Ruhr 2025
Weitsprung im schönen Lohrheidestadion. Foto: Kevin Voigt / Rhine-Ruhr 2025
Nach zwölf Tagen voller Sport, Kultur und internationaler Begegnung endeten am Sonntag (27.07.2025) die internationalen universitären Sportweltspiele in NRW: die Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games.
Austragungsorte der Spiele waren verschiedene Städte, die – mit Ausnahme Berlins – alle im Ruhrgebiet liegen: Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr, Hagen und natürlich Bochum. Hier fanden im modernisierten Lohrheidestadion die wichtigen Leichtathletik-Wettkämpfe statt. In der Jahrhunderthalle konnten die packenden Spiele im 3x3 Rollstuhlbasketball und 3x3 Basketball verfolgt werden. Der Kemnader See bot Raum und Wege für die Halbmarathon- und Gehwettbewerbe.
Insgesamt gab es 234 Medaillenentscheidungen. Viele davon wurden in Bochum vergeben und gingen an Athleten bzw. Athletinnen aus Deutschland oder sogar aus Bochum. So schrieb das Team Studi Geschichte: Die erste Goldmedaille im 3x3-Rollstuhlbasketball-Wettbewerb der Frauen in der Historie der FISU Games ging nach Deutschland. Und sie wurde in der Jahrhunderthalle gewonnen, genauso wie das Gold der deutschen 3x3-Basketballfrauen.
Im rundum erneuerten Lohrheidestadion feierten auch Aktive des TV Wattenscheid 01 Leichtathletik ihr „Heimspiel“. Die sympathische Joyce Oguama, noch Anfang Juli zu Gast beim „Sommertreff“ des Stadtsportbundes Bochum e.V. hatte zwar eine Medaille angepeilt, am Ende kam sie aber nicht aufs Treppchen: Rang 5 für sie, nachdem sie den Diskus auf 58,07 Meter schleuderte. Platz 1 ging an die Türkin Ozlem Becerek dank der Saisonbestleistung von 61,15 Meter. Einige Tage später holte sich aber der TV 01 „seine“ Medaille. Genauer: Sprinterin Jolina Ernst holte sich mit der 4x100-Meter-Staffel gemeinsam mit Louise Wieland, Talea Prepens, Svenja Pfetsch in 43,60 Sekunden die Bronzemedaille. Gold ging an Australien (43,46 Sek.), Silber an die Schweiz (43,47 Sek.).
Schließlich gab es eine Goldmedaille für Deutschland, die in Bochum besondere Freude auslöste: In Duisburg, seit Jahrzehnten eine Wasserball-Hochburg, feierte das Team Deutschland der Wasserballerinnen mit den Bochumerinnen Jana Stüwe und Darja Heinbichner den Sieg. Die beiden Spielerinnen des SV Blau-Weiß Bochum feierten einen 9:6-Finalsieg über die USA – und insbesondere Torhüterin Heinbichner überzeugte!
Am Ende stand Japan ganz oben im Medaillenspiegel. Es belegte mit 79 Medaillen, darunter 34 Goldene, Platz 1 des Medaillenspiegels. Das deutsche Team belegte Rang 6 und feierte mit 40 Medaillen, davon elf in Gold, eines der erfolgreichsten Abschneiden seit Bestehen. Bemerkenswert waren auch 28 neue FISU-Rekorde als Beleg für das überragende Niveau der Wettkämpfe. Besonders die Schwimmwettbewerbe in Berlin fallen dabei ins Auge: 17 Rekorde wurden allein dort gebrochen. „Auch dank der optimalen Bedingungen in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE). Die Entscheidung, Berlin als sechste Host City in das Konzept zu integrieren, erwies sich organisatorisch wie sportlich als goldrichtig“, schrieb die FISU in ihrer bilanzierenden letzten Pressemeldung.
Auf der Pressekonferenz zum Abschluss wurden die FISU World University Games als herausragendes Sport- und Begegnungsfest in NRW gewürdigt. In der Pressemeldung heißt es: „Was diese Spiele ausgezeichnet hat, war die außergewöhnliche Stimmung, getragen von hunderttausenden Fans, der offenen Herzlichkeit in der gesamten Region und sportlichen Höchstleistungen auf internationalem Top-Niveau. Bereits bei der Eröffnungsveranstaltung in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena feierten über 23.000 Zuschauer gemeinsam mit Athleten aus aller Welt den Auftakt der Spiele. Mit rund 1,2 Millionen Besuchern zum Ende hin verzeichneten die Rhein-Ruhr 2025 FISU Games eine beeindruckende Gesamtresonanz. Diese Zahl spiegelt die große Anziehungskraft der Veranstaltung über alle Venues hinweg wider. Von den 23 Sportstätten bis hin zu den zahlreichen Festival-, Kultur- und Begegnungsorten in der gesamten Region und Berlin. Wie erwartet entwickelte sich die Dynamik kontinuierlich: Das Besucherinteresse stieg von Tag zu Tag deutlich an. Mehrfach ausverkaufte Venues, vor allem beim Beachvolleyball, Wasserball, Basketball und Rudern machten das große Interesse bis in die letzten Wettkampfstunden deutlich.“
Ein Zwischenfazit der WAZ deckte aber auch auf, dass nicht alles Gold war, was glänzte. So schrieb Melanie Meyer am Freitag, 25.07.2025, kurz vor Schluss der Spiele: „Der Plan der Veranstalter geht bislang nicht auf, dass Stars ihrer Sportarten auch die Ränge füllen. Was bisher die Zuschauer lockt: Aussicht auf deutsche Erfolge oder sich im Aufschwung befindende Sportarten. So war das Finalwochenende im 3x3-Basketball in der Jahrhunderthalle im Bochum ausverkauft und beim deutschen Medaillentag in der Rhythmischen Sportgymnastik barsten die Tribünen in Essen.“ Aber z.B. bei den Leichtathletik-Wettkämpfen im Lohrheidestadion war, was die Zuschauer anging, noch häufig Luft nach oben.
Dennoch: Die FISU World Games waren ein Riesending. Einige Zahlen verdeutlichen die Größenordnung und den internationalen Stellenwert: Gemeinsam mit 890 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen waren 10.533 Volunteers aus 114 Nationen tätig. 913 Akkreditierte Journalisten und Journalistinnen begleiteten das Event, verzeichnet wurden 6 Millionen Homepage-Zugriffe – allein während der Gamestime. 678 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Produktion und 222 Kameras erlaubten 673 Stunden TV-Übertragung über FISU TV sowie ARD und WDR TV.
Das sportliche Großereignis sorgte für 75.000 gebuchte Übernachtungen, 121.784 Meals (Lunch & Dinner) für Volunteers, Workforce und Technical Officials, 78.088 Meals (Lunch & Dinner) für Athleten und Delegationen. Möglich gemacht wurde das ganze auch dank der Unterstützung von 36 Sponsoren und Partnern.
Neben 18 Sportarten und zahlreichen Medaillenentscheidungen wurde das Event durch ein ebenso vielseitiges Wissenschafts- und Kulturprogramm ergänzt. Konferenzen, Workshops und Mitmach-Aktionen wie z.B. das Sports-Diploma, das für Kinder und Jugendliche über 24.000 Mal ausgestellt wurde, begeisterten die Teilnehmer. Konzerte mit Künstlern wie Deichkind, Ski Aggu, Querbeat, Alle Farben und Michael Schulte lockten tausende Besucher zu den Festivalbühnen: Allein das restlos ausverkaufte Deichkind-Konzert zur Abschlussveranstaltung ist ein mitreißender Schlusspunkt, Ski Aggu zählte 8.500, weitere Konzerte je rund 6.500 Gäste. Die Festivalformate zeigten eindrucksvoll, wie Sport und Kultur im Herzen der Region für alle zugänglich zusammenwachsen können. Hinzu kam die FISU World Conference. Die dreitägige Konferenz beschäftigte sich mit den Themen (mentale) Gesundheit im Sport und Nachhaltigkeit. 429 Abstracts aus 29 Nationen waren im Vorfeld zu diesen Themen eingereicht worden. Im Schnitt besuchten 150 Teilnehmende an den drei Tagen die Konferenz.
Neben der sportlichen Bilanz war es der Gemeinschaftsgeist, der diese Spiele geprägt hat. Die Region Nordrhein-Westfalen überzeugte als Gastgeber, der mit einer starken Zusammengehörigkeit und einer offenen, sportbegeisterten Bevölkerung aufwartete. Die Städte und Kommunen der Region hatten das Event zu einem Erlebnis gemacht, das weit über den sportlichen Wettkampf hinausging und den Hochschulsport auf eine neue, internationale Bühne hob. Angefangen von Ehrenamtlichen über Volunteers bis zu den Menschen in den Städten, die mitgeholfen, mitgejubelt und mitgefeiert haben. Deutschland kann internationale Multisportgroßveranstaltungen.
Anna Monta Olek, Goldmedaille Judo (in Klasse bis 78 kg)
„Es ist einfach ein mega Turnier gewesen. Die Stimmung in der Halle war unglaublich. Meine Familie, Freunde und viele Judo-Fans haben mich angefeuert und das hat mich total getragen. Ich bin so froh, dass ich nach dem EM- und WM-Silber nun endlich auch den Titel gewonnen habe.“
Aaron Jen, Judoka aus Team USA
„Das war mein erstes großes internationales Sportevent und es war wirklich fantastisch. Die Venues waren beeindruckend. Außerdem ist es ein einmaliges Erlebnis, die Möglichkeit zu haben, so viele unterschiedliche Sportler und Sportlerinnen zu treffen.“
Nels Hawkinson, Deputy Head of Delegation Team USA
„Die Stimmung war einfach fantastisch. Vor allem das 3x3-Rollstuhlbasketball-Venue war wirklich unglaublich. Ich hatte das Gefühl, mitten auf den Straßen von Philadelphia zu sein. Es ist wirklich beeindruckend.“