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Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften in Berlin

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Es geht wieder aufwärts: Diskus-Ass Daniel Jasinski belegt im ersten Wettkampf nach langer Verletzungspause gleich Rang vier | Foto:-TV Wattenscheid 01

Amanal Petros holt Bronze über 5000 m, Manager Huke zieht gemischtes Fazit

Gebrauchtes Wochenende

Das passte irgendwie zu einem eher gebrauchten Wochenende für den TV Wattenscheid 01 in der Hauptstadt. Eine sowieso schon lange Verletztenliste und dann noch das: auch Keshia Kwadwo musste ihren Start bei der DM 2019 noch vor Ort in Berlin verletzt absagen. Damit waren insgesamt sieben Top-Athleten des TV Wattenscheid für diese Meisterschaften in der Hauptstadt ausgefallen.

Das verbliebene Rumpf-Team des TV Wattenscheid 01 schlug sich dennoch tapfer. Auch wenn die großen Erfolge der letzten Jahre und Jahrzehnte bei deutschen Meisterschaften ausblieben und es nur für einen einzigen Platz auf dem Treppchen reichte - gute Platzierungen und Ergebnisse gab es trotzdem für die Leichtathleten des TV Wattenscheid 01.

Starker Auftritt von Petros

Die einzige Medaille des Wochenendes für einen Wattenscheider ging an 5000-Meter-Läufer Amanal Petros, der nach einem beherzten Rennen, bei dem er lange auch die Führungsarbeit erledigte, Bronze holte. 14:02,99 Minuten brauchte Petros, der erst in diesem Jahr zum TV Wattenscheid gewechselt war, aber schon länger mit der Trainingsgruppe von Trainer Tono Kirschbaum unterwegs ist. Petros hatte den Sprint auf einer schnellen letzten Runde als erster angezogen, wurde dann aber doch noch übersprintet. U23-Junior Nils Voigt, der sich im Rennen ebenfalls häufiger vorn gezeigt hatte, kam auf den neunten Platz (14:11,04). Jonathan Dahlke wurde Achtzehnter, Julius Scherr kam auf Rang 21.

Für Jasinski geht's aufwärts

Vierter wurde Diskuswerfer Daniel Jasinski - nach einer langen verletzungsbedingten Wettkampfpause kam der Olympiadritte von Rio in Berlin nur langsam in Fahrt - und kam auf eine Weite von 61,99 Metern. Besonders schade und auch ein bisschen ärgerlich für den Wattenscheider: sein vierter Versuch ging über die WM-Norm-Weite von 65 Metern - wurde aber von einem Kampfrichter als ungültig gewertet, was für die meisten Zuschauer und auch für Jasinski nicht nachvollziehbar war.

Werferin Julia Ritter im Dauerlauf

Die kurioseste Geschichte des Wochenendes aus Wattenscheider Sicht lieferte auf jeden Fall Julia Ritter. Die junge Werferin des TV 01 war für gleich zwei Wettbewerbe qualifiziert, das Kugelstoßen und das Diskuswerfen. Julia Ritter hatte schon im Vorfeld angekündigt, gern beides zu bestreiten. Das Problem: beide Wettkämpfe fanden zeitgleich statt, an den gegenüberliegenden Enden des Stadions. Für Julia Ritter kein Problem. Die Wattenscheiderin ist eben auch gut zu Fuß – im Laufschritt bewältigte Julia Ritter die Distanz nach ihren jeweiligen Versuchen, so lang wie ein Fußballfeld, immer in Begleitung eines Kampfrichters. „Vielleicht war das gar nicht so schlecht, da konnte ich den Kopf ausschalten“, sagte Ritter. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen: im Kugelstoßen verbesserte Julia Ritter ihre persönliche Bestleistung gleich zwei Mal, am Ende wurde sie mit 17,63 Metern sehr gute Vierte. Auch Vereinskollegin Hanna Meinikmann stieß persönliche Bestleistung – und kam mit einer Weite von 16,57 Metern auf Rang sechs. Im Diskuswurf waren mit Julia Ritter gleich drei Wattenscheiderinnen angetreten. Julia Ritter warf die Scheibe auf 56,01 Meter und kam auf Platz sieben. Annina Brandenburg erreichte ebenfalls den Endkampf und wurde mit 51,88 Metern Achte. Michelle Berger kam auf Platz zehn (50,48 Meter).

Zahlreiche Finalplatzierungen

Die in dieser Zusammensetzung noch niemals so angetretene Sprint-Staffel der Männer wurde Vierte - mit Kevin Ugo, Robert Hering, Philipp Trutenat und Routinier Alexander Kosenkow an "seiner" Position drei. Am Ende fehlten zwei Hundertstel zu Bronze - die Zeit für das in den letzten Minuten noch einmal neu "zusammengewürfelte" Team: 39,68 Sekunden.

Die Frauen-Staffel über 4 mal 100 Meter, nach dem Ausfall von Keshia Kwadwo ebenfalls neu formiert, kam auf Rang Fünf. Stephanie Bendrat, U-20-Athletin Christin Bischoff, Synthia Oguama und Hürdenspezialistin Monika Zapalska brauchten für die Stadionrunde 45,20 Sekunden.

Monika Zapalska und Erik Balnuweit konnten sich nicht für ihre Mühen belohnen. Zumindest nicht mit einer Medaille. Die Hürdensprinter des TV Wattenscheid 01 erreichten locker ihre Finalläufe mit Siegen in den Halbfinals - und scheiterten anschließend knapp auf ihrem Weg zum Treppchen: Monika Zapalska, im Halbfinale noch sichere Siegerin ihres Laufs über die 100 Meter Hürden in 13,38 Sekunden und zweitbeste aller Vorläufe, wurde im Endlauf Fünfte - und konnte ihre gute Zeit nicht wiederholen (13,58 im Finale), obwohl sie bis kurz vor Schluss des Rennens aussichtsreich auf einem Medaillenrang lag. Ähnlich erging es Erik Balnuweit, der mit der drittbesten Halbfinal-Zeit (14,01 Sekunden) in den Endlauf gegangen war - und am Ende Vierter in 14,11 Sekunden wurde, abgefangen von der Konkurrenz kurz vor Schluss.

Die 200 Meter sollten eigentlich zum Schaulaufen für Titelverteidiger Robin Erewa werden. Titel und WM-Norm waren angepeilt – eine kurzfristige Verletzung einen Tag vor den Meisterschaften machte den Start aber, wie bereits berichtet, unmöglich. Also musste Robert Hering die Wattenscheider Farben allein vertreten - der Sprinter verpasste das Finale allerdings knapp und wurde nach einem vierten Platz im Halbfinale insgesamt Neunter. Seine Zeit: 21,33 Sekunden. Juniorin Synthia Oguama kam in der Endabrechnung mit 24,15 Sekunden auf den zwölften Rang.

Einen Ausflug in Richtung Zukunft machte übrigens Sprinter Kevin Ugo - obwohl der Wattenscheider am Schluss doch etwas Lehrgeld zahlen musste. Ugo war über die 400 Meter an den Start gegangen - eine Strecke, die sein neues Zuhause werden könnte. Trainer André Ernst: "Er hat dafür alle körperlichen Vorrausetzungen, wir haben ihn das mal ausprobieren lassen in diesem Jahr, da ist er gleich die Norm für die Deutschen Meisterschaften gelaufen - und da haben wir uns gedacht, werfen wir ihn mal ins kalte Wasser. Die 400 Meter sind aber eine Strecke, für die man viel Erfahrung braucht und viele Wettkämpfe. Das hat man dann gemerkt, dass Kevin die noch nicht hat." Kevin Ugo wurde am Ende Gesamt-Siebzehnter, sechs Plätze hinter seinem Vereins-Kollegen Florian Colon-Marti, der in 47,71 Sekunden Elfter wurde.

Auf den neunten Platz kam Weitspringer Stefan Zenker mit einer Weite von 7,24 Metern. Jovanna Klaczynski verpasste mit 5,96 den Endkampf der besten Acht bei der Frauen-Weitsprung-Konkurrenz ebenso.

Das Finale ebenso verpasst haben die 100-Meter-Sprinter Philipp Trutenat als Elfter in 10,47 Sekunden und Robert Hering auf Gesamt-Rang 13 mit 10,57 Sekunden. Bei den Frauen kam Nachwuchs-Sprinterin Johanna Marie Bechthold im Halbfinale auf Platz sechs (12,01).

Wir müssen auch einmal mit so einem schwarzen Wochenende leben.

Michael Huke, Manager des TV Wattenscheid 01, zog ein gemischtes Fazit einer Meisterschaft mit nur einer einzigen Medaille (Amanal Petros, Bronze über 5000 Meter): "Natürlich waren die vielen Ausfälle unser Top-Athleten ein großes Manko. Aber die zweite Reihe unserer Athleten konnte hier einmal zeigen, was sie kann. Am ersten Tag hat das nicht so ganz geklappt, wie ich mir das gewünscht hätte, da haben einige nicht ganz den letzten Schritt auf das Treppchen gemacht, denen das eigentlich zuzutrauen gewesen wäre. Am zweiten Tag war das schon besser, gerade die persönlichen Bestleistungen von Julia Ritter waren sehr erfreulich. Insgesamt hatten wir aber viele vierte Plätze, viele fünfte und achte. Das ist ja auch das, was wir wollen: möglichst viele Athleten in die nationale Spitze bringen. Wir werden diesen Weg unbeirrt weiter gehen, immer wieder eigene Athleten aufzubauen und zu fördern. Auf einem guten Weg ist auch Daniel Jasinski nach seiner langen Verletzung, da mache ich mir keine Sorgen, dass er die WM-Norm noch wirft. Sein vierter Versuch war ja schon über die 65 Meter, wurde aber ungültig gegeben. Dass dem nicht so war, konnten wir aber leider nicht mehr nachweisen."

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