Christina Honsel (hier bei der Hallen-DM 2023) gewann bei der DM in Dresden die Goldmedaille mit übersprungenen 1,91 Meter. Foto: Stefan Reinke
Verena Meisl (re.) lief bei der DM in Dresden über 1500 Meter auf den Bronzerang. Foto: Stefan Reinke
Mit einem kompletten Medaillensatz kehrt der TV Wattenscheid 01 von den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Dresden zurück. Gold, Silber und Bronze gewannen die Athletinnen und Athleten des TV 01 – und holten eine Menge sehr guter und mitunter überraschender Platzierungen.
Die Goldmedaille sicherte sich Christina Honsel. Die Weltklasse-Hochspringerin des TV 01 zeigte einen blitzsauberen Wettkampf, bis zur Siegeshöhe von 1,91 Metern meisterte die Wattenscheiderin alle Höhen im ersten Versuch, 1,91 sprang sie als einzige der Konkurrenz. Erklärtes Ziel war die Goldmedaille: „Natürlich nimmt man sich das vor, aber es heißt nicht, dass es immer passiert. Man muss an dem Tag fit sein, man muss an dem Tag liefern“, sagte Christina Honsel nach dem Wettkampf in Dresden, „und ich bin sehr froh, dass es so gut funktioniert hat, dass ich mich durchsetzen konnte, mit einem so souveränen Wettkampf.“
Nach dem sicheren Sieg ließ Christina Honsel dann 1,97 Meter auflegen, eine Höhe, die sie bisher nur in der Halle bewältigt hatte. Im dritten Versuch scheiterte sie dann leider ganz knapp an dieser Höhe. „Es wäre natürlich schön gewesen, die 1,97 Meter zu springen“, so Christina Honsel, „der Unterschied zwischen 91 und 97 ist natürlich groß, aber es hätte keinen Sinn gemacht, dazwischen noch etwas auflegen zu lassen, weil 1,97 eben die WM-Norm ist. Es ist auf jeden Fall drin, das gibt mir Sicherheit. Dann eben beim nächsten Mal.“
Die zweite Hochspringerin des TV Wattenscheid 01 im Dresdener Finale, Luisa Deeken, wurde mit übersprungenen 1,75 Metern Fünfte.
Silber holte sich Manuel Sanders über 400 Meter. Mit einer Zeit von 46,20 Sekunden konnte sich der Neuzugang des TV Wattenscheid 01 bei seinen ersten Meisterschaften für die Blau-Weißen ganz knapp gegen den Drittplatzierten durchsetzen. „Ich hätte hier gern heute gewonnen. Ich habe natürlich auch schon ein paar Titel in der Vita, da will man natürlich das um so mehr. Aber ein zweiter Platz bei einer Deutschen Meisterschaft ist erst einmal in Ordnung. Mit der Zeit bin ich allerdings gar nicht zufrieden. Ich bin gestern 46,10 relativ entspannt gelaufen, heute war das dann von vorne bis hinten verkrampft und ich habe nicht ins Rennen gefunden. Ich bin schon unzufrieden“, sagte ein sichtlich angefressener Manuel Sanders nach dem Rennen. Der zweite Wattenscheider 400-Meter-Läufer, Jonas Breitkopf, scheiterte im Vorlauf.
Bronze bringt Verena Meisl mit zurück nach Wattenscheid. Über 1500 Meter setzte sich die TV01-Mittelstrecken-Läuferin im Schlussspurt auf Platz 3 und ließ sich diesen Erfolg nicht mehr nehmen. Zuvor hatte sich Verena Meisl lange Zeit im Feld versteckt und sich das Rennen klug eingeteilt. Ihre Zeit: 4:26,50 Minuten. „Ich bin sehr zufrieden, ich war die fünfte in der Meldeliste, es waren sehr starke Mädels vor mir gemeldet, deswegen bin ich sehr froh, Bronze mit nach Hause zu nehmen“, sagte eine glückliche Verena Meisl in Dresden. Florian Zittel wurde im Rennen der Männer in Abwesenheit von Hallenmeister Marius Probst Elfter, in 3:53,62 Minuten.
Einen tollen vierten Platz ersprintete sich Julian Wagner in seinem ersten DM-Finale im blau-weißen Wattenscheider Trikot. Bei 10,33 Sekunden blieb die Uhr in einem sehr knappen Rennen für den Wattenscheider Neuzugang stehen. „Ich bin sehr, sehr zufrieden, dass ich mich im vorderen Drittel im Finale platziert habe“, sagte Julian Wagner nach seinem „Comeback“. Obwohl es keinen Platz auf dem Treppchen gab, war der Jubel groß: „Ich bin generell jemand, der über die Emotionen kommt. Ich versuche, das über die Saison in Grenzen zu halten und jetzt kam das so sein bisschen raus. Ich habe mich belohnt für die letzten zwei Jahre, in denen ich Schwierigkeiten hatte und nicht so gut gelaufen bin.“
Alle anderen Wattenscheider Sprinter kamen über die 100-Meter-Vorläufe nicht hinaus. Kevin Ugo (10,49 Sekunden) war als 17. am nächsten dran am Halbfinale, Michael Bryan wurde 24. (10,60), Alvin Mawumba kam mit 10,82 auf Platz 36. Über 200 startete nur Michael Bryan, als Fünfter im Vorlauf (21,91 Sekunden) schied er aus.
Die 4x100-Meter-Staffel des TV Wattenscheid 01 in der Besetzung Michael Bryan, Kevin Ugo, Julian Wagner und Alvin Mawumba wurde wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert. Ganz knapp klappte der letzte Wechsel erst ein paar Zentimeter außerhalb der Wechselzone. Die gelaufene Zeit hätte sicher für eine Gold-Medaille gereicht – dementsprechend groß war die Enttäuschung bei der erfolgsverwöhnten Wattenscheider Staffel.
Sehr gute Vierte über die 200 Meter wurde fast schon sensationell Jolina Ernst. Im Finale lief die U23-Juniorin in 23,48 Sekunden zu einer neuen persönlichen Bestzeit. „Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist“, sagte das Wattenscheider Sprint-Talent anschließend, „ich bin heute aufgewacht und habe gedacht, ach komm, den Vorlauf kannst Du noch laufen. Da bin ich dann als Vierte ins Finale gekommen und habe die Chance auf eine Medaille gesehen. Da hat es dann nicht ganz gereicht. Mit Platz 4 bin ich super-happy, aber trotzdem ist ein kleines trauriges Auge dabei, weil es eben dann doch so knapp zur Medaille war.“ Über 100 Meter reichte es zu Platz 7 im Finale, in 11,52 Sekunden bei viel Gegenwind. Die Fünfte der U23-Europameisterschaften hatte sich vorgenommen, die Deutschen Meisterschaften zu genießen – was ganz hervorragend klappte. „Mega! Die Stimmung war supercool, ich habe es genossen, das hier noch mal mitzunehmen.“ Für Jolina Ernst ist damit eine sehr erfolgreiche Saison erst einmal fast vorbei. „Diese Saison hat mich beflügelt und richtig Hoffnung für die kommenden Jahre gegeben. Ich habe so Spaß gehabt, zu laufen, es gab Läufe, die waren richtig toll. Mein Ziel ist jetzt Olympia 2028. Da werde ich die nächsten Jahre drauf hinarbeiten. Aber jetzt mache ich nur noch ein Meeting bei uns in der Nähe in Rhede, dann ist erst einmal Urlaub.“
Mit Rang 4 sicherte sich Julia Ritter eine Top-Platzierung im Kugelstoßen der Frauen. Die Werferin des TV 01 stellt, wie schon mehrfach erwähnt, in dieser Saison auf die Drehstoß-Technik um, was eine Zeit dauert. Dennoch: Julia Ritter kam nach einem guten Wettkampf, in dem sie sich zwischenzeitlich immer wieder steigerte, auf eine Weite von 17,56 Metern und auf den vierten Platz. „Ich bin zufrieden, ich habe mir zwar noch ein bisschen mehr Weite gewünscht“, so Julia Ritter nach ihrem Wettkampf, „aber es war meine erste große Deutsche Meisterschaft mit der Drehstoßtechnik. Ich war noch nie so nervös in meinem Leben, ich weiß gar nicht, was da los war. Trotzdem muss ich sagen, es war die richtige Entscheidung, es dauert seine Zeit. Ich kann nur noch nicht kontern – aber: daran arbeite ich.“ Vereins- und Trainingskollegin Annina Brandenburg wurde Achte, mit einer Weite von 16,23 Metern, nur knapp unter ihrer Saisonbestweite.
Wie Julia Ritter kam auch Diskuswerfer Daniel Jasinski auf Platz vier. Der Bronze-Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Rio schob sich mit seinem letzten Versuch noch auf den vierten Platz, am Ende standen gute 64,96 Meter für den Wattenscheider Routinier zu Buche. Zu Bronze fehlte an diesem Wochenende in Dresden allerdings in einem sehr hochklassigen Wettkampf noch ein wenig. Im Diskuswurf der Frauen kam Joyce Oguama auf Platz sieben. Die Top-8 hatte sich die junge Wattenscheiderin vorgenommen. Auf 56,80 Meter brachte sie die Scheibe. „Ich hätte gern etwas weiter geworfen und gezeigt, was ich kann“, sagte Oguama, „es hat trotzdem Spaß gemacht. Mein Saisonhöhepunkt war aber halt schon. Dann ist immer ein bisschen die Luft raus.“ Im Kugelstoßen der Männer wurde Timo Northoff mit 18,00 Metern Zwölfter.
Die gleiche Platzierung erreichte die U20-Mittelstrecken-Staffel über 3x800 Meter der Frauen. Alyssa Kauder, Sina Schäfer und Malin Bornemann kamen als Zwölfte auf eine Zeit von 7:16,78 Minuten.
Bereits am Freitagabend musste der Wattenscheider Langstrecken-Spezialist Nils Voigt über die 5000 Meter antreten. Voigt, der in diesem Jahr schon Deutscher 10.000-Meter-Meister geworden war, wurde über die für ihn kurze Strecke sehr guter Fünfter, in 13.54,99 Minuten. „Es war ein spannendes Rennen hinten raus“, sagte Voigt nach seinem Lauf, „leider haben die 5000-Meter-Spezialisten auf den letzten 200 Metern den besseren Endspurt gehabt. Vorher bin ich ganz gut dran gewesen, aber dann haben die das unter sich ausgefochten. Ich bin aber ganz zufrieden mit Platz 5 bei dem Feld in diesem Jahr.“