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SG 09 fordert Turbine Potsdam heraus

100 Jahre SG 09

(ms) - Am heutigen Ostermontag, 13. April 2009 bestreiten die Frauen der SG Wattenscheid 09 ihr großes Halbfinalspiel im DFB-Vereinspokal. Ein Sieg beim aktuellen Bundesliga-Spitzenreiter 1. FFC Turbine Potsdam erscheint utopisch, birgt aber die vielleicht einmalige Chance auf den Einzug ins Pokalendspiel im Berliner Olympiastadion.

Es ist ein absolutes Highlight in der Clubgeschichte. Auch, wenn den 09 Ladies kaum Chancen eingeräumt werden, den großen Favoriten im Halbfinale zum Wanken zu bringen. Dennoch fahren die Wattenscheider Fußballfrauen frohen Mutes nach Brandenburg. „Wir haben nichts zu verlieren. Es ist an sich eine Sensation, so weit gekommen zu sein. Alles was jetzt noch dazu kommt, wäre ein absolutes Sahnehäubchen“, nimmt Trainer Thomas Obliers den Druck von seiner
Mannschaft.
Bereits am gestrigen Sonntag setzte sich der Wattenscheider Mannschaftsbus in Bewegung. Ihr Quartier beziehen die 09erinnen in einem Hotel in Beelitz, auf der Sportanlage der SG Blau-Weiß Beelitz absolviert das Team schließlich ein Abschlusstraining vor dem Pokalduell.
Potsdams Trainer Bernd Schröder erwartet natürlich den Einzug ins Finale: „Die Favoritenstellung können wir als Tabellenführer der Bundesliga und noch dazu mit Heimspiel natürlich nicht leugnen. Doch Wattenscheid wird sich vernünftig verkaufen und uns das Leben so schwer wie möglich machen. Für uns ist es wichtig, ein schnelles Tor zu machen, das uns Sicherheit gibt. Dann wäre womöglich auch ein hoher Sieg drin. Allerdings rechne ich damit, dass der Gegner defensiv kompakt agiert, es könnte also ein ähnliches Spiel wie im Viertelfinale gegen Sindelfingen werden. Auf jeden Fall nehmen wir dieses Spiel sehr, sehr ernst, denn wir alle wissen, worum es geht.“

DER WEG INS HALBFINALE:

Die Pokal-Saison 2008/09 begann aus Sicht der SG Wattenscheid 09 mit einem 4:1-Sieg beim Hegauer FV. Eine Spielerin war nach dem Bodensee-Abstecher besonders glücklich. Der damals 15 Jahre junge Neuzugang Ramona Petzelberger war an allen vier Treffern beteiligt, ein Tor erzielte sie zudem selbst.
In den nächsten beiden Runden kam die SG 09 jeweils in den Genuss eines Heimspieles.Gegner in Runde zwei war der holsteinische Zweitligist FFC Oldesloe, welcher mit 2:0 Toren besiegt werden konnte, Sara Doorsoun und Silke Tancyus stellten frühzeitig die Weichen auf den Einzug in die nächste Runde.
Im Achtelfinale kam Klassengefährte SC Sand an die Lohrheide. Zwei Tage vor der Auslosung hatte die SG 09 ihr Punktspiel in Sand nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2 gewonnen, und mit diesem moralischen Vorteil im Rücken wurden die Badenerinnen auch auf Wattenscheider Terrain bezwungen. Auch im Pokalspiel ließen sich die 09 Ladies nicht von einem Rückstand entmutigen, gewannen am Ende souverän mit 4:2 Toren.
Dieser Sieg war ein Meilenstein in der Geschichte des Wattenscheider Frauenfußballs. Nie zuvor war ein Viertelfinale im DFB-Vereinspokal erreicht worden. Leichte Ernüchterung ließ sich nicht verbergen, als ein Auswärtsspiel beim Bundesligisten SG Essen-Schönebeck bei der Auslosung heraus sprang. Doch erkannten die Verantwortlichen auch gleich positive Aspekte: das Derby beim Reviernachbarn verursachte kaum Reisekosten, ein von winterlichen Spielabsagen gefährdeter Trip nach München, Freiburg oder Sindelfingen hingegen wäre unter Umständen zur Odyssee geworden. Außerdem wurde just in den Tagen der Auslosung ein Testspiel gegen eben diese Mannschaft mit 3:2 gewonnen.
Und am knackig kalten Sonntagnachmittag des 21. Dezember 2008 sollten die Frauen der SG Wattenscheid 09 tatsächlich zu Heldinnen werden. Eine halbe Stunde lang neutralisierten sich beide Teams, 09 spielte taktisch diszipliniert, ließ die sonst so häufig gezeigte Spielfreude in der Mottenkiste und tat das, was man als Außenseiter in einer solchen Situation zu tun hat: verteidigen um jeden Preis, um bloß nicht unter die Räder zu kommen. Dies gelang lange Zeit vortrefflich, bis dann in der 38. Minute Inka Wesely mit einem Sonntagsschuss quasi aus dem Nichts den Führungstreffer für Essen erzielte. Während auf den Zuschauerrängen in der Pause nur noch über die Höhe des Resultates spekuliert wurde, kamen die Wattenscheiderinnen frohen Mutes aus der Kabine. Was hatten die 09 Ladies schon zu verlieren? Von Beginn an wagte die junge Mannschaft von Thomas Obliers immer wieder Vorstöße, um das 1:1 zu erzielen. In der 66. Minute wurde das Team für seinen Kampfgeist belohnt: 1:1-Ausgleich durch Jennifer Ninaus. Der hohe Favorit aus Essen strauchelte und lief völlig neben der Spur. Jegliche Souveränität war dahin, und 09 rettete das Unentschieden in die Verlängerung. Und hier machte Lena Wermelt in der 107. Minute mit einer Kopfball-Bogenlampe den Sack zu. Die SG Wattenscheid 09 stand sensationell im Halbfinale!

GRÖßTER ERFOLG IN DER VEREINSGESCHICHTE

Neben dem Bundesliga-Aufstieg im Jahre 2007 darf der Halbfinal-Einzug der SG Wattenscheid 09 als größter Erfolg der Vereinsgeschichte bezeichnet werden. Nie zuvor kam ein Frauen-Team der SG 09 im DFB-Vereinspokal auch nur ansatzweise so weit. Und selbst die Herrenmannschaft kann da trotz einhundertjähriger Tradition nicht mithalten. In der Saison 1973/74 war für die Herren der SG Wattenscheid 09 im Viertelfinale Endstation. Mit dem bravourös umkämpften 0:1 nach Verlängerung gegen den Hamburger SV setzten die 09er dennoch eine weitere Marke für die Ewigkeit: die 23.400 Zuschauer bedeuten bis heute einen Zuschauerrekord für das Wattenscheider Lohrheidestadion.

STIMMEN ZUM POKAL-TRIUMPH:

Thomas Obliers (Trainer SG Wattenscheid 09): „Es ist eine absolute Sensation, dass wir das Halbfinale erreicht haben. Mit der SG Essen-Schönebeck haben wir den Bundesliga-Fünften rausgeworfen. Damit hat niemand wirklich gerechnet, auch wenn wir uns insgeheim unsere Chance ausgerechnet hatten. Wir haben ein Super-Viertelfinale gespielt, sicher auch ein Quäntchen Glück gehabt. Turbine Potsdam ist natürlich ein anderes Kaliber. Natürlich wäre mir Sindelfingen als Gegner lieber gewesen. Aber der Fußball ist kein Wunschkonzert, wir müssen nehmen, was kommt. Wir werden auch in Potsdam unsere Chance suchen. Was wir bislang erreicht haben, ist sensationell. Alles Weitere wäre ein Geschenk obendrauf.“

Gerd Abstins (Geschäftsführer SG Wattenscheid 09): „Dies ist auch für den Gesamtverein eine erfreuliche Geschichte. Dass im Pokal alles möglich ist, haben wir ja bereits im Viertelfinale gegen Essen gesehen.“

Guido Tann (1. Vorsitzender SG Wattenscheid 09): „Natürlich ist die Freude bei uns riesengroß, denn ein DFB-Pokal-Halbfinale zu spielen, ist nicht alltäglich. Wir sind in Potsdam natürlich der Underdog, aber ich zahle gerne etwas ins Phrasenschwein für den Satz: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Wir werden alles dafür tun, um unsere Aussichten zu wahren, ins Finale zu kommen.“

Norbert Herden (stellvertretender Vorsitzender SG Wattenscheid 09): „Ich habe mir bereits im Viertelfinale gewünscht, dass wir gegen Essen-Schönebeck weiter kommen. Die Mannschaft hat dort eine gehörige Moral gezeigt, und mein Wunsch ist Wirklichkeit geworden. Die Aufgabe in Potsdam wird noch schwieriger, da Turbine einen ganz anderen Hintergrund hat mit seinen vielen Titelgewinnen. Außerdem wird man dort vor uns gewarnt sein. Ich sehe aber dennoch eine gewisse Chance. Wenn unsere Mannschaft wieder einen guten Tag erwischt und es bei Gegner vielleicht nicht so läuft, ist durchaus wieder eine Überraschung drin. Für die Außendarstellung unseres Vereins wäre ein Finaleinzug eine ganz große Sache, auf sportlicher Ebene sowieso.“

Peter Oelmann (Aufsichtsrat SG Wattenscheid 09): „Wir haben bislang eine sensationelle Pokalrunde gespielt und dabei nicht nur leichte Gegner geschlagen. Die Mannschaft hat sich über die Saison spielerisch, taktisch und konditionell stark weiter entwickelt, was auch ein Verdienst von Thomas Obliers ist, der in meinen Augen ein ausgezeichneter Trainer ist. Ich habe Potsdam beim Viertelfinale in Sindelfingen gesehen, wo das Team aber stark unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Wir haben durchaus eine Chance. Wenn wir das Niveau und die Disziplin aus dem Essen-Spiel halten können, ist am Ende eine Überraschung möglich.“

Dr. Ottilie Scholz (Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum): „Sensationell hat sich die Damenmannschaft der SG Wattenscheid 09 für das DFB-Pokal-Halbfinale am Ostermontag qualifiziert. Die Begegnung mit dem 1. FFC Turbine Potsdam ist zweifelsohne eine schwierige, aber lösbare Aufgabe. Nach einem Sieg heißt es dann "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!" Ich drücke unseren '09 Ladies' fest die Daumen, dass sie frei nach dem Motto der SG Wattenscheid 09 im Jubiläumsjahr »100 Prozent Leidenschaft« geben und ihre fantastische Erfolgsgeschichte fortschreiben können. In diesem Sinne:Ladies, Ihr schafft das!“

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